Architektonisch anspruchsvolle Eselsbrücken

Ich hab da so eine Leidenschaft. Die hatte ich schon immer.

Ich liebe es, neue Worte zu lernen. Neue Begriffe und Beschreibungen, ihre Bedeutungen und den Hintergrund. In der Schule war diese Leidenschaft besonders im Fremdsprachenunterricht sehr hilfreich – meine Kenntnisse in Französisch haben sich zwar nicht gehalten, dafür haben die Furchen im Gehirn das Spanischlernen einige Jahre später viel einfacher gemacht.

Ich mag es aber nicht nur, diese Worte zu kennen und zu können – ich liebe den Prozess des (Auswendig-)Lernens dieser.

Ich liebe es, Verbindungen herzustellen, Eselsbrücken zu erfinden und das Gelernte dann zu wiederholen – oder am liebsten: überprüft zu werden. Das hab ich früher schon sehr spaßig gefunden und liebe es heute noch.

Ich setz mich jetzt nicht jeden Tag hin und lerne irgendwelche neuen Vokabel, aber wenn es wieder mal einen guten Grund gibt, das zu tun, seh ich es als Spiel. Es ist wie Geschichten erfinden, die nur für mich logisch sein müssen – denn funktionieren muss es (nur) für mein Gehirn.

Da wir ja vor Kurzem in eine neue Stadt gezogen sind, hat sich die Gelegenheit eröffnet, die Stadtviertel mit Nummer und Name zu lernen. Passiert ist das eher aus einer gewissen Not heraus – ich hätte gerne ein Grundverständnis meines neuen Zuhauses. Würde gerne wissen, was Menschen meinen, wenn sie vom 4. oder 22. sprechen (Wiener*innen kennen sich aus). Würde gerne verstehen, von wo ich wohin kommen kann, was die Namen an U- und Straßenbahnen bedeuten und fänd es schön, auch ohne Google Maps von überall nach Hause zu finden.

Da die Liste der Viertel sehr überaschaubar ist und ich durchs Erforschen und Herumstreunen in der Stadt schon ein paar Verbindungen zu den einzelnen Orten habe, ging das „Lernen“ ziemlich schnell. Ich hab mir eine kleine Grafik aufgemalt, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Stätten und sonstig Interessantes herausgesucht und Eselsbrücken erfunden.

Die meisten Bezirke sind ganz gut hängengeblieben. Meine Eselsbrücken sind (für mich) lustig und je länger ich hier lebe, desto einfacher wird wohl auch das Grundverständnis für die Stadt.

Wenn ich so darüber nachdenke, geht es bei meiner Leidenschaft wohl ums Geschichtenerzählen und Verbindungen herstellen – mehr als um das reine Vokabellernen.

Für alle, die es interessiert – ich nutze für diese Technik auch meine Fähigkeit, Buchstaben in Farben zu sehen. So stimmen manche Worte (durch ihre Farbe in meinem Kopf) mit den Nummern überein. Sehr praktisch, so ein synästhetisch veranlagtes Gehirn!

Und weil es hier in meinem Blog keine Regeln gibt und ich das selbst sehr lustig finde, gibts als Abschluss heute ein kleines Rätsel (Wienkennende haben einen klaren Vorteil!).

Also:

Einen Bezirk merke ich mir mit folgender Eselsbrücke:

Die italienische Zahl, die quasi im Namen des Bezirks vorkommt, verdoppelt, ergibt die dem Bezirk zugeschriebene Nummer.

Na, wer kann es erraten?

Und so bau ich ohne Zweck und mit viel Sinn Luftschlösser und architektonisch anspruchsvolle Eselsbrücken, leidenschaftlich gerne sogar.

, ,

Mehr zu lesen…

Im Energiesparmodus
Ganz klar, wenn die Energie am Handy niedrig ist, nutzen wir ihn …
Priorisieren
Oh oft renn ich von hier nach da und dann wieder zurück, …
End-gültig
Es ist die fehlende Ordnung, die mir diesen Gedanken anspült: Ich hätte …
Und Hilfsverben könnten
In meinen Notizen habe ich eine neue Karteikarte angelegt, die "Hilfsverben" heißt. …