Ich bin leidenschaftliche Sprachnachrichtenverschickerin – gerne auch länger, als Telefonate oft dauern würden – versende Textnachrichten, auch einfach mal so und melde mich auf Nachrichten, so gut es geht, recht zeitnah zurück.
Doch wer mich kennt, weiß, dass ich ein Telefoniermuffel bin. Eine nicht abhebende, zu spät zurückrufende und auch nicht wirklich einfach zu erreichende Telefoniererin.
Ach, dieses Telefonieren. Für mich ist es ein großer Druck, mir ein Telefonierdate auszumachen und einfach aus dem Nichts einen Anruf zu bekommen, empfinde ich als sehr stressig. Was ich mittlerweile schon recht gut kann (vor allem, weil ichs muss), ist das Anrufen bei Auskünften, Ärztinnen und anderen offiziellen Stellen. Anrufen ist generell leichter, als angerufen zu werden. So ist es nun mal bei mir.
Was mich dann dafür umso mehr überrascht, ist die Tatsache, dass ich, wenn ich dann mal telefoniere, echt gerne telefoniere! Dann kann es gerne auch länger dauern, ich nehme mir die Zeit und genieße das Gespräch.
Gerade heute hatte ich zwei dieser Gespräche am Telefon, die ganz leicht gingen. Und noch dazu ganz wichtig und schön waren. Der entscheidende Vorteil: Ich war die Anrufende. So konnte ich die Zeitpunkte nach meinem Geschmack und Tagesablauf wählen und mich über die Freude der Erreichten mitfreuen. (Ich glaube, es gibt nämlich Menschen, die gerne angerufen werden. Und die es als Geschenk sehen, dass das Gegenüber an sie denkt!)
Und so war es heute auch: Welch Freude diese beiden Gespräche waren! Mit einer Leichtigkeit, mit einer Hingabe, mit einer Selbstverständlichkeit funktioniert da auf einmal das Telefonieren! Da bin ich fast von mir selbst überrascht und denk mir dann, ob das Bild, das ich von mir habe („Ich mag telefonieren nicht“) vielleicht einfach zu fest in meinem Kopf festsitzt. Ob ich mich einfach hin und wieder (und öfter) selbst austricksen soll und einfach Anrufe tätige, die schon so lange so wichtig gewesen wären?
Ein weiterer Vorteil an diesen zwei Gesprächen heute war auch, dass es zwei ganz wichtige Menschen waren. So immer-schon-wichtige Menschen und gerade bei den beiden weiß ich, dass diese Zeit, die wir gemeinsam plaudernd am Telefon verbringen, sehr wichtig ist und so geschätzt wird. Und ich muss sagen, so ganz uneigennützig ist auch das alles nicht – denn ich selbst empfinde eine große Freude am telefonischen Updaten mit ihnen.
So. Ein Essay über die vielen Seiten des Telefonierens geht zu Ende. Ich werde meine Gedanken nochmal überdenken, hoffe, die ein oder andere von euch motiviert zu haben, euch mal wieder telefonisch bei jemandem (Oma! Papa! Freundin! …) zu melden, einfach so. Und einfach, weil es in einer Zeit wie der jetzigen ganz schön sein kann, sich nahe zu sein, ohne sich nah sein müssen.
Sodala. Ich hab heut noch Großes vor: Ich warte auf einen Anruf, auf den ich mich sehr freue. Denn auch das soll es geben!