Es ist die fehlende Ordnung, die mir diesen Gedanken anspült: Ich hätte gerne einen fixen Platz, an dem ich diese gewissen Dokumente aufbewahren könnte. Den habe ich aber nicht. Da gibt es Mappen und Boxen, Regale und vor allem gibt es da – immer und ja, auch überall – ein großes Durcheinander.
Nie leben wir lange an einem Ort. Und es ist immer zu wenig, um wirkliche Ordnung in unsere Sachen zu bringen. Wie mich das nervt, denk ich mir, als ich das Fehlen dieses Ordners für diese gewissen Dokumente bemerke.
Ich wäge ab, endlich endgültige Aufbewahrungen (von Dokumenten, Gefühlen und Seinszuständen) zu schaffen. Wie nur, wie? Ist der nächste mich in seinen engen Bann ziehende Gedanke.
Dann kommt er, der Befreiungsschlag: Es muss nicht end-gültig sein. Nicht bis zum Ende gültig. Gar nichts. Unser Leben lebt von Veränderung, von Wellen, vom Kommen und Gehen. Unser Leben passt nicht in Ordner und Boxen, eigentlich passt ja kein Leben in sowas. Unser Leben jedenfalls ist so sehr in Bewegung, dass aus ihm ein Tanz geworden ist.
End-gültig, so hab ich das noch nie verstanden, denk ich mir, während ich dieses Wort zerklaube. End-gültig ist ja vielleicht wie perfekt, ist vielleicht so, dass es abgeschlossen sein muss, um das Ende berührt zu haben, um zu wissen, wovon es spricht. Es vor seinem Ende so zu nennen, wäre schlichtweg falsch.
Mit dieser Einsicht wird die Sicht gleich viel weiter: Wenn ohne Ende nichts endgültig ist, dann kann die Gültigkeit am besten gleich beginnen und so lange andauern, wie sie das eben braucht. Oder sogar wie wir es brauchen.