Fast schon taub streiche ich die Nachrichten vom Bildschirm. Bilder des Schreckens erschrecken mich erschreckend wenig. Videos, in denen Menschen vor Grenzen in Schlangen stehen, machen mich betroffen, doch betreffen mich in meiner kleinen Welt so wenig.
Manchmal, da denk ich mir, ob ich mich nicht zu sehr abschirme. Mich zu sehr zurückziehe, mich zu sehr in meiner heilen Welt verkrieche. Mich zu sehr darauf verlasse, dass die anderen das schon richten werden. Und darauf, dass mir sowas nicht passieren wird. Nicht mir.
Doch.
Hier geht es nicht um mich. Hier geht es nicht um mich in meiner Komfortzone, nicht um mich in meiner heilen Welt und nicht um mich in meiner praktisch, zufällig hineingeborenen Privilegienparty.
Hier geht es um Menschen, die in U-Bahnstationen Schutz suchen, die grenzüberschreitend Hilfe brauchen, die nichts, aber gar nichts dafür können, was da gerade passiert. Hier geht es um Menschen, die zuschauen, wie ihre Welt zerstört wird, ihre Stadt, ihre Häuser, ihre Leben, ihre Zukunft. Hier geht es um Menschen, die nicht glauben können, dass andere nicht glauben können, was passiert. Hier geht es um Menschen, die mit einem Notfallkoffer und dem, was sie am Leibe haben, ihr Leben hinter sich lassen. Ihre Familie. Ihre Wünsche. Ihre heile Welt.
Hier geht es nicht um mich in meiner kleinen heilen Welt. Hier geht es um Menschenleben, Menschenhoffnungen, Menschenzukunft, Menschenlebenswelten, Menschenangst. Und hier geht es auch um Menschenhilfe, Menschenzusammenhalt, Menschennähe, Menschennächstenliebe.
Hier geht es um Menschen. Egal, wie sie aussehen. Egal, wie sie sprechen. Egal, welche Farben sie tragen und haben und mögen.
Denn.
Ich kann die Nachrichten taub vom Bildschirm wischen. Ich kann meine Augen vor den Bildern verschließen. Ich kann mich zurückziehen in meine heile Welt, wenns mir zu viel wird.
Aber viele können das nicht. Nicht mehr.