Ich verbringe im Moment sehr viel Zeit auf Instagram.
Dort hole ich mir Inspiration, dort lasse ich mich in die Leben von anderen einschleusen, dort schalte ich meinen Kopf aus und konsumiere. Besonders die mit trendiger Musik hinterlegten Minivideos (aka Reels) haben es mir angetan.
Für mich ist Instagram auch eine Plattform, meine Kunst zu zeigen. Dort gebe ich Textausschnitte und Schnipsel aus meinem Leben preis. Dort knüpfe ich Kontakte, die mir bisher schon einige wichtige berufliche Weichen gelegt haben. Dort träume ich und lasse mich treiben. Minivideos veröffentliche ich von meinen Lesungen, meinen Alltagsgedanken und ja, auch von diesen Texten hier.
Heute in der Straßenbahn habe ich mich dann selbst beobachtet, wie ich mit einem Lied in den Ohren zur Reel-Königin avanciert bin: Ich habe Details erspäht, die mich zum Lächeln gebracht haben. Habe die Bewegungen der Menschen und der Halteschlingen im Rhythmus der Musik beobachtet und das Blinken beim Öffnen und Schließen der Tür als etwas höchst Romantisches erlebt. Das Vorbeiziehen der Bäume, Häuser und fremden Menschen habe ich wie in Zeitlupe beobachtet. Konnte hineinzoomen in den Moment, hatte das passende Lied dazu im Kopf.
Eine Sache, die mir diese Minivideos von Menschen aus der ganzen Welt wirklich erleichtern, ist das gnadenlose Romantisieren von Alltäglichem. Regen wird zu prasselnden Tropfen, die langsam an der Scheibe hinunterlaufen und das Licht brechen. Kreischende Krähen manövrieren zu majestätischen Meisterinnen der Lüfte, deren Flügelschläge die Wolken zum Weiterziehen bringen. Eine Tasse Kaffee avanciert zum samtig-schäumenden Wärmemoment, der alles in sich fokussiert und das Rundherum ausblenden lässt.
Diskutieren kann man über diese sozialen Medien viel. Doch sich das Leben immer mal wieder aufs Äußerste zu romantisieren, gehört sicher zu ihrer Magie…