Zwischen den Jahren ist die Zeit, in dem das alte Jahr (das gerade noch den Gegenwartsmoment ausmacht) sich verneigend verabschiedet und dem neuen Jahr (das sich rein theoretisch nur in ihrer letzten Ziffer, nämlich aufsteigend gedacht, vom alten unterscheidet) die Bühne überlässt. Meine Mama meint, das ist die Zeit, die es nicht gibt. Da ist Weihnachten und da ist Neujahr. Rückblickend ist diese Zeit inexistent. Nicht da.
Doch. Viel zu schimmrig blass leuchten sie in mir, diese Tage. Viel zu feine Formen nehmen sie an, viel zu kostbar sind sie, um sie als Nichttage abzutun.
Wie in Zeitkapseln eingeschlossen scheinen diese Tage die Essenz des Jahres aufzufangen. Sie sind viel weniger als alles, was war. Wie sollen sie ihren 359 Vorgängern auch in irgendeiner Weise gerecht werden? Sie sind so, wie manche Menschen es sind. Verlässlich da, aber unaufdringlich leise. Sie scheinen ewig lange zu dauern und unterhalten die lange Weile in mir.
Hätten sie eine Farbe, diese Tage, dann wären sie blass gelb und rosa und beige und gräulich (aber dieses schöne, dieses anmutend scheinende Grau). Über der Blässe läge ein Glänzen, das im richtigen Lichtwinkel betrachtet zu einem Überzug aus Samt werden würde.
Hätten sie eine Form, diese Tage, dann wären sie elliptisch. Begännen in sich geschlossen, doch öffneten sich gleichmäßig hin zum weitesten Teil und gingen dann in einen Abend über, der dem Morgen gleicht. Sie zögen sich in die Länge, der Höhepunkt ließe sich beizeiten auch kaum vom Beginn und vom Ende unterscheiden.
Auch die Zahlen, die sie innehaben – 27, 28, 29, 30 und wenn wir so wollen auch noch die 31 – sind von einer Weisheit, von einem Interesse, einer Wichtigkeit geprägt. Zahlen, die durch viele andere Genossen teilbar sind. Gerade und ungerade Zahlen, große Zahlen, wenn auch nicht hoch. Mutige Ziffern, in Form und Schreibweise. Eckige und runde, doppelte, verdoppelte Zahlen.
Die Tage zwischen den Jahren lassen sich auch in ihrer Beschaffenheit kaum greifen – zuweilen lange und langsam, dann kaum wahrnehmbar vergehend, verschleifend, verschleichend. Auch undatierbar, weder zu Zahl, noch zu Wochentag eindeutig zuordenbar. Wie ein Bulg aus einer Masse an Tagen, endlich zwar, doch dem Ende hin wohlgesonnen. Sie öffnen das neue und schließen das alte Jahr.
Doch eines ist gewiss: Wie auch immer die Qualität, die Zu- oder Abneigung, die Bewusst- und Unbewusstheit dieser Tage verstanden wird, sie werden da sein. Letzten Endes ins Neue schreitend und doch winkend zurückbleibend, werden sie da sein. Jedes Jahr aufs Neue.