Wenn ich gehe, dann gehe ich meist schnell. Ich sprinte die Stufen nach oben und unten, gehe schnellen Schrittes durch Stadt, Land, Fluss. Weil ich lange Beine habe, habe ich mir dabei lange nichts gedacht. So geh ich eben. Das ist eben mein Tempo. So bin ich nun mal – schnell eben.
Vor Kurzem hat sich mir eine Tür einen Spalt weit aufgemacht. Dahinter versteckt sich allerlei Interessantes über unser Nervensystem. Das regulierte und das zu regulierende. Durch diese Wahrnehmung (die bei mir gerade viel in den sozialen Medien stattfindet), beobachte ich an mir Folgendes:
Ich haste die Treppen hinunten, will „nur schnell“ etwas aus dem Garten holen. Gehe „nur schnell“ aufs Klo und „komme gleich wieder“, wenn ich den Raum verlasse. Während ich da so hinauf-, hinüber- und umherrase, mich fokussiert auf das zu Erledigende stürze und das allmächtige Ziel – nämlich schnell wieder zurück zu sein, bei der Sache, die ich durch die durchgeführte Aktion gerade unterbreche – vor Augen habe, vergesse ich glatt, dass alles, was ich mache, meinen Tag ausmacht. Vergesse glatt, dass ich auch langsamer gehen
atmen
denken
könnte. Dass ich im Jetzt und auch im Hier bin und dass es, sobald ich diesen Gedanken habe, eine echte, verlangsamte Option zum Rasen gibt.
Und dann mache ich eine Vollbremsung, die fühlt sich wirklich so an, denn die Übergänge habe ich noch nicht ganz draußen. Ich stoppe wie aus dem Nichts auf der Treppe, die ich gerade überspringen wollte oder meine Beine bleiben ruckartig an einem Standpunkt stehen, während mein Oberkörper den Befehl noch nicht gehört hat. Ich muss aussehen, als wären meine Füße ohne Vorwarnung festgeklebt worden, eine wellenförmige Bewegung durchzieht mich. Von hier aus gehe ich langsamer.
Und plötzlich bin ich dann – anstatt am Weg – im Moment. Höre die Vöglein, spüre den Wind, sehe den Sonneneinfall.
Immer wieder versuche ich, nervensystematisch zu handeln. Langsamer zu machen ist, soweit ich das ohne tiefergehende Recherche verstanden habe, mal ein guter Anfang. Der Rest renkt sich dann schon ein. So wie mein Körper das in den Vollbremsungen macht.
