Letztens hab ich darüber gelesen, was Reisen mit uns macht. Verschiedene Menschen wurden gefragt, warum sie reisen. Was es ist, das Reisen so wichtig (?) macht.
Die Antworten waren aufgelegt und fast durch die Bank: um andere Kulturen kennenzulernen, andere Orte zu erleben und neue Menschen zu treffen.
Das ist alles sehr schön. Aber ich finde, es wird dem Reisen nicht gerecht. Das alles kann nicht ohne etwas Existenziellen stattfinden: die Reise in uns selbst.
Was heißt es, uns selbst in dieser neuen, anderen Kultur kennenzulernen? Uns selbst darin zu erleben? Sei es im Trubel der lauten Stadt, in der Stille der Natur oder im Leid und der Armut so vieler. Was macht das mit mir? Was hinterlässt ein Ort/Land/eine Stadt/ein Mensch in mir? Im tiefen Inneren?
Was löst eine neue Sprache in mir aus? Wo verlasse ich meine Komfortzonen, um mich selbst vor neuem Hintergrund zu sehen? Was spielt sich in mir ab und wer bin ich, wenn bekannte Konstanten plötzlich wegfallen?
Reisen kann kein Kennenlernen sein, wenn ich mich selbst nicht darin befinde. Austausch kann nicht passieren, wenn ich mich vor mir selbst verschließe.
Reisen wird zwar immer irgendwie ein Kennenlernen des „Anderen“, der „Anderen“ sein, doch das kann es nur, wenn wir uns dem stellen, was in uns drinnen passiert.
Sonst ist es ein oberflächlicher Gang ins Museum, ein entfernter Blick von außen, ein voyeuristisches Abenteuer ohne Tiefgang – und ohne ein Annähern.
Reisen ist nicht nur ein Kennenlernen „fremder“ Kulturen. Reisen ist ein Kennenlernen von mir selbst in dieser „fremden“ Kultur. Denn eine Reise bleibt immer eine Reise in uns selbst.