Schatzsucherin

Was eine Schatzsuche mit meinem Geburtstag zu tun hat? Welche Hinweise mich näher zu mir selbst bringen und gebracht haben? Und woher ich die Tipps nehme, um den Schatz zu finden?

Ich beginne von vorne.

Zu meinem 30. Geburtstag – den ich übrigens heute feiere, juhu! – habe ich von meinem kleinen Bruder und seiner lieben Freundin eine Schatzsuche durch eine Stadt in Italien bekommen. Da die beiden zufällig vor ein paar Wochen an dem Ort waren, den ich mir zum Geburtstagfeiern ausgesucht habe, hab ich ihnen gesagt, dass sie uns ja etwas verstecken könnten und wir suchen das dann, wenn wir hier sind.

Und tja. Sie haben das sehr ernst genommen und eine Schatzsuche durch die ganze Altstadt geplant und vorbereitet. Mit Schatzkarten und Hinweisen und gereimten Anleitungen und versteckten Schatzröllchen in alten Wandlöchern und mit so viel Liebe und Achtsamkeit obendrein. Längst daheim und mittlerweile am anderen Ende der Welt bekommen die Zwei jetzt täglich Updates zum Stand unserer Suche.

Wir haben uns also bereits vor ein paar Tagen aufgemacht, die ersten Schätze zu suchen. Mit Stöcherstäbchen und Schatzkarte ausgestattet haben wir unter abgetretenen Kirchentreppen, in jahrhundertealten Steinbögen und in kleinen Gässlein nach Hinweisen und Schätzen gesucht. Gefunden haben wir aber viel mehr. Viel, viel mehr.

Soviel mal dazu.

Was diese ganze Sache mit meinem Geburtstag, oder gar mit meinem Leben zu tun hat? Naja, dass es ein Geburtstagsgeschenk war und ist. Aber. Und hier kommt meine schöne pampelmusige Brücke und Überleitung:

Beim Streunen durch die Gassen, die liebevoll geschriebene und gestaltete Schatzkarte in meinen Händen, meinen abenteuerlustigen (und jeden Schabernack mit mir teilenden) Mann an der Seite, die wärmende November-Sonne im Gesicht und meine nie endende Neugierde und verspielte Lust am einfachen Sein im Herzen, ist mir etwas aufgefallen: All diese Dinge, Gefühle und die Beschaffenheit dieser Schatzsuche spiegeln mein Leben auf vielerlei Weise wider.

Ich habe so viele wundervolle, kreative, liebevolle Menschen in meinem Leben, die Schatzkarten für mich (und mein inneres Kind) erstellen, die mich an ihren Schätzen teilhaben lassen, deren und meine Schätze ich im Zusammensein mit ihnen entdecken darf. Diese Menschen sind mit mir verwandt – im Blut und im Herzen.

Ich darf und durfte bereits so viele wundervolle Orte dieser Welt bestaunen – und das auf unterschiedlichste, aber immer verspielte, neugierige und offenherzige Weise. Durfte lernen, dass Verlaufen und im Kreis gehen nicht nur gut oder nicht gut, sondern schlichtweg einfach Teil des Ganzen sind.

Ich habe mir die Fähigkeit erhalten, mich so sehr über die kleinsten Kleinigkeiten zu erfreuen – und bin mit meinem ganzen Wesen dankbar dafür. Denn die Welt, meine kleine, feine Welt, wird dadurch jeden einzelnen Tag zu etwas, das ich mein Abenteuer, meinen gelebten Traum nennen darf.

Ich habe die zeitlichen, finanziellen und selbstfreundschaftlichen Ressourcen, einfach so zu meinem Geburtstag in ein anderes Land zu reisen. Etwas, wofür ich täglich mehrmals dankbar innehalte und das nicht nur hier im warmen Süden Europas.

Ich bin gesund, kann stundenlang herumwandern, kann dabei am Boden herumkriechen und in dieser neuen Perspektive nach versteckten Hinweisen suchen (im weitesten Sinne).

Ich lebe mit einem Mann an der Seite, der keine Sekunde des Tages an mir zweifelt. Der mir bei allen Späßen und Abenteuern zur Seite steht. Der das Zepter übernimmt, wenn es mir zu viel wird in meinem eigenen Kopf und mit meinen eigenen Spielregeln. Oh, liebe Katharina vor ein paar Jahren – wenn du das hören könntest. Du würdest dich so freuen, wie glücklich du jetzt in deiner Beziehung bist.

Und eine letzte Parallele – ich weiß, dass mir das Leben, die Menschen darin und alle möglichen und unmöglichen Situationen immer wieder die unterschiedlichsten Hinweise gegeben haben, geben und geben werden. Woher ich das weiß? Weil ich auf dem richtigen Weg bin, das ist mir ganz klar.

Und so sitze ich hier und freue mich auf all die weiteren Schatzsuchmomente – sei es mit Schatzkarten oder ohne. Ich bin eine Schatzsucherin, das steht fest. Zu alt werd ich dafür jedenfalls nie.

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