Stell dich nicht so an.

Reiß dich zusammen.

Das kanns ja jetzt nicht sein.

Tu nicht so.

Ach, das ist ja jetzt wirklich nicht so schlimm.

Was soll denn das jetzt?

Das wirst du wohl schaffen.

Stell dich nicht so an.

Sätze, die wehtun. Sätze, die so tief in mir verankert sind, dass ich sie – in andere, neue Kleider gehüllt – ohne nachzudenken, von mir gebe, dadurch verletze, Gefühle schmälere und mich selbst ins Zentrum rücke.

Sätze, die sitzen. Anstatt wieder aufzustellen. Die gekonnt das verstärken, was sowieso gerade viel Raum braucht. Anstatt den nötigen Raum zu geben, nehm ich den Gefühlen die Luft zum Atmen und werfe alles über Bord, das ich theoretisch gelernt, geübt und trainiert habe, eigentlich genau für solche Momente.

Sätze, die nichts bringen. Und vieles kaputtmachen. Nämlich den Glauben an die eigenen Gefühle. Das Vertrauen in die Richtigkeit dessen, was im Moment passiert. Den Wert der Warnsysteme, die nicht ohne Grund anschlagen.

Diese Sätze blenden. Sie machen das Gegenteil von dem, was sie intendieren, suggerieren.

Und leider sage ich solche Sätze – in neue, viel hübschere und gleich hässliche Gewänder gehüllt – zu oft.

Nämlich dann, wenn ICH überfordert bin mit den Gefühlen von jemand anderem. Dann, wenn ICH die Situation nicht einschätzen, einordnen oder voraussagen kann. Dann, wenn ICH meinen Gefühlen zu wenig Raum und Aufmerksamkeit schenke. Dann kommen sie über mein Herz und meine Lippen.

Und bald darauf tun sie weh, diese Sätze. Brennen im Nachgang. Und während ich die Bitterkeit dessen, was gerade aus mir kam, hinunterzuschlucken versuche, überkommt es mich. Musste das wirklich sein?

Stell dich nicht so an. Hat wenig mit dir zu tun. Viel mit mir. Mit meinen Unsicherheiten, meinen Ängsten und meinen Unzulänglichkeiten.

Stell dich nicht so an. Ein Konzept, das wir dringlich überdenken sollten. Dringend aus unserem Wortschatz (wobei das Wort „Schatz“ hier wirklich fehl am Platz ist…) streichen und in die entgegengesetzte Richtung lenken sollten.

Stell dich an. Stell dich zu mir. Und stellen wir uns zusammen. Denn das, was da ist, will aus der Warteschlange der Gefühle herausbefördert werden. Und das geht gemeinsam ein bisschen leichter.

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