Ich lese das Buch und zittere, meine Augen füllen sich mit Tränen, der Kropf im Hals wird immer größer und mein Herz, es tut weh.
Ich kann es kaum glauben, ich will es nicht glauben. Ich verstehe nicht, was los ist mit der Welt. Ich begreife nicht, wie es Menschen geben kann, die so grauenhafte, schreckliche Dinge tun. Ich bin gefangen in der Geschichte, kann nicht einfach loslassen und so tun, als wäre nichts. Dieses Gefühl begleitet mich. Ich will es abschütteln, aber es bleibt. Und das ist vielleicht gut so.
Ich schreibe hier über ein Buch, das die Geschichte des jungen Syrers Jad erzählt. Ein Mann, der sich vor ein paar Jahren von Syrien aus auf den Weg nach Europa gemacht hat. Ein Mann, der seine Familie, seine Heimat, sein Leben dort verlassen hat, um weiterzuleben. Und ein Mann, der seine Gedanken in Worte fassen kann.
Ich erinnere mich wieder einmal, dass ich NICHTS dafür kann, dass es nicht mein Verdienst ist, hier auf (derzeit) sicherem Boden geboren worden zu sein. In eine Familie, in ein Land, das für mich sorgt. Ich fühle mich nicht schuldig, nein, das ist es nicht. Ich weiß nur, dass es wichtig ist, dass wir Bescheid wissen. Dass wir Geschichten lesen und zuhören. Dass wir dankbar sind, unendlich dankbar für die Tatsache, hier zu leben. Und dass es damit nicht genug ist.
Zivilcourage, Aufstehen gegen Rassismus, der mit Meinungsfreiheit verwechselt wird, diskutieren und zuhören. Die Angst derjenigen wahrnehmen, die ganz laut schreien, wenn es um “ihr Österreich” geht, diese Angst aber nicht als Entschuldigung zu sehen, sondern auch mal laut Nein sagen. All das gehört meiner Meinung nach ganz klar zum Luxusticket “in Österreich geboren” dazu.
Ich kann es kaum fassen, was ich lese. Kann es nicht verstehen, will es nicht glauben. Diese Geschichte berührt mich so sehr, obwohl ich keine Berührungspunkte damit habe. Das glaube ich zumindest im ersten Moment.
Denn natürlich habe ich Berührungspunkte mit der Geschichte. Natürlich berührt mich die Geschichte eines Menschen. Eines Menschen mit Gefühlen, mit Familie, mit Hoffnungen, Ängsten und dem tiefen Wunsch, (gut) zu (über)leben.
Und wenn das nicht der größte Berührungspunkt ist, dann ist es zumindest der, den wir am dringendsten brauchen. Mensch-lich-keit.
Hier noch der Link zum Buch: https://www.residenzverlag.com/buch/wenn-der-jasmin-auswandert
Schreibe einen Kommentar