Grundlose Freude

Manchmal, da freu ich mich, weil die Sonne scheint. Manchmal, weil es gutes Essen gibt und manchmal, weil ich irgendjemandem weiterhelfen konnte. Schöne Gründe zum Freuen.

Und manchmal, da freu ich mich einfach so. Ohne Grund und meist auch ohne eine Erklärung dafür parat zu haben. Da überkommt es mich und ich reibe meine Hände aneinander (das mach ich, seit ich ein Kind bin, hab ich mir sagen lassen) und dieses warme Gefühl der Freude durchströmt mich. Ich hatte vorhin grad wieder so einen Moment und deshalb möcht ich diesen Zustand auch mal mit euch teilen.

Bei mir „passiert“ diese grundlose Freude meist, wenn ich alleine bin und Zeit habe zum Nachdenken und zum Sein. Das muss gar nicht lange sein, denn diese Freude schwappt auf einmal und kommt sehr schnell. Ich sag es dann auch laut und ohne zu denken „Ma, i gfrei mi so!“. Und wenn sich dann mein Bewusstsein einschaltet, frag ich mich auch, warum und find natürlich auch Gründe. Aber – und darum solls hier gehen – es braucht für mich keinen spezifischen Grund, diese Freude, dieses Glück zu spüren.

Und das ist eine wahrhaft privilegierte und gesegnete Eigenschaft, die ich wohl teils mitbekommen, teils kultiviert habe.

Woran mich diese grundlose Freude aber auch erinnert, ist die andere Seite. Die des Rechtfertigen und Suchen von schlimmen Gründen, warum ich (man/wir) auch mal traurig, fertig, niedergeschlagen sein „darf“. Bin mir nicht ganz sicher, ob es verständlich ist, was ich da schreibe. Was ich meine, ist, dass es – genauso wie bei der Freude – auch mit der Trauer, der Enttäuschung, der Wut, dem Zorn, der Angst, der Niedergeschlagenheit, der Überforderung, der Unsicherheit etc. – vollkommen in Ordnung ist, diese Gefühlszustände mal zu fühlen und zu erleben. Ohne großes Erklären oder Rechtfertigen, ohne großes Verstehenmüssen oder Ignorieren. So, wie die Freude (die grundvoll und grundlos sein kann) existiert, so gibt es eben auch diese andere Seite.

Ich plädiere hier nicht für ein Nicht-Ernstnehmen der Gefühle. Nein! Vielmehr bin ich stark dafür, beide Seiten (oder eben alle Seiten, die halt kommen), sein zu lassen. Denn es muss nicht immer eine Erklärung geben. Wir müssen unsere Gefühle auch nicht immer verstehen (obwohl wir natürlich auch so gepolt und erzogen sind, dass wir beschreiben können sollen, was wir fühlen und dass es „gute“ und „böse“ Gefühle gibt etc. etc.). Manchmal macht es uns natürlich auch leichter, zu verstehen, was los ist. Aber – und hier komme ich zum Punkt – es ist auch ok, wenn wir einfach nur fühlen, ohne zu verstehen.

So. Und jetzt widme ich mich wieder meiner Freude, die immer wieder grundlos durch meine Zellen strömt.

Einen gefühlvollen Tag allerseits.

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