Ich zittere. Mir läuft es kalt über den Rücken. Mein Herz schlägt so laut, dass ich es hören kann. Ich habe Tränen in den Augen. Achtung. Es wird jetzt ungemütlich.
Was passiert ist? Nichts.
Was wirklich passiert ist? Zu viel.
Gerade habe ich den Film „I am Greta“ angeschaut. Eine Dokumentation über Greta Thunberg, die Umweltaktivistin. Und gerade einmal wieder bin ich daran erinnert worden, wie schlimm es um unsere Erde steht. Wie schlimm es um die Menschen und Tiere, die Pflanzen und uns, ja uns – hier und jetzt – steht. Am liebsten würde ich schreien. SCHREIEN! DEN TEXT AUSSCHLIEßLICH IN SCHREIENDEN BUCHSTABEN SCHREIBEN. DENN ICH BIN WÜTEND. WÜTEND, ENTTÄUSCHT und ja, auch traurig.
Ich weiß, jede/r von uns hat irgendwas – irgendwas zum Sorgen machen, irgendwas zum Tragen, irgendwas zum Gedanken machen. Irgendwas anderes eben.
Lange, zu lange, hat mich dieses ganze Thema nicht berührt. Nicht genug. Lange, zu lange, habe ich gemeint, dass es ja nicht so schlimm wäre, wenn es ein paar weniger Pflanzen und Tiere gäbe. Wenn die Erde ein bisschen wärmer werden würde. Denn – was hat es schon mit mir zu tun? Was verändert es in meinem kleinen, gemütlichen Leben? Und vor allem: Was kann ich schon tun?
Und dann bin ich aufgewacht. Habe aufgemacht und habe mich berühren lassen. Und jetzt kann ich nicht mehr wegschauen. Jetzt kann ich nicht mehr vergessen und nein, ich kann auch nicht mehr schweigen.
Ich weiß nicht viel über den wissenschaftlichen Stand der Klimakrise. Und ich kann es auch nicht genau erklären, was passiert, wenn die Erde wärmer und die Tiere weniger werden. Aber ich habe etwas Grundsätzliches verstanden: Ich habe verstanden, dass meine Handlungen Auswirkungen haben. Ich habe verstanden, dass es einen Zusammenhang gibt – einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Klima, zwischen Kriegen und Naturkatastrophen, zwischen meinem kleinen Leben und dem, von all den anderen Menschen.
Was ich verstanden habe, ist, dass ich nicht mehr schweigen will – nein, kann! Dass das Gefühl von Ohnmacht ein sehr gefährliches ist und mich von der Veränderung abhält. Dass Aktion mehr bringt als Re-Aktion. Ich habe verstanden, dass alles verbunden ist. Dass wir nicht alleine sind. Dass diese Arroganz, die wir immer noch haben – von wegen „hier geboren und deshalb einfach mehr (Grund!)Rechte als der Rest“ – in eine komplett falsche Richtung geht. Dass Freiheit und Reichtum Verantwortung bedeutet. Dass die Privilegien von Sicherheit, Bildung, Grundrechte etc. uns dazu auffordern, laut zu sein. Laut, ungemütlich, verändernd.
Und trotzdem wollen wir Menschen IMMER NOCH neue Autos, essen IMMER NOCH Unmengen an Fleisch, glauben IMMER NOCH NICHT daran, dass es auch unsere Verantwortung ist. Wie kann das sein? Ich verstehe es nicht. Diese Arroganz, diese Überheblichkeit, diese Ignoranz.
Ich zittere immer noch. Ich weiß, wir sind gerade in einer Krise. Und diese ist sehr offensichtlich. Dieses Virus hat aber auch mit all dem anderen zu tun.
Und was wir tun können? Was ich tun kann?
Mich zu allererst nicht mehr ausruhen auf meinem Privileg. Mich stark machen, mich informieren, aufstehen und nicht lockerlassen. Rassismus, Engstirnigkeit und Ignoranz nicht mit Meinungsfreiheit verwechseln. Zuhören und darüber reden. Aufklären und immer noch nicht lockerlassen.
Meine eigenen Gewohnheiten hinterfragen. Mich als Teil des großen Ganzen sehen. Nicht beim „Ich verwend eh schon ein Papiersackerl“ aufhören. Dranbleiben. Informieren. Verändern.
Das klingt ungemütlich. Und ja, das ist es auch. Und ja, ich bin eigentlich die Königin der Gemütlichkeit. Aber in diesem Fall kann ich nicht gemütlich bleiben. Ich kann weder positiv bleiben, noch so tun, als wäre nichts. Es wird ungemütlich, wenn wir Wissen über nicht so schöne Tatsachen haben. Wenn wir draufkommen, dass wir dann auch nicht mehr wegschauen können. Wenn wir dann vielleicht auch noch etwas an unserer gemütlichen Routine ändern müssen.
Es wird ungemütlich? Pssst! Ich verrat euch etwas: Es ist schon ungemütlich, schon seit längerer Zeit…
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