Ich reise gerne. Am liebsten mit allen Sinnen und dorthin, wo es mir gefällt. Am liebsten an Orte, die mich erfreuen, mich berühren, mich an andere Orte erinnern (lustig, oder? Neues entdecken, um zu sehen, dass sie mich an Altes erinnern…)
Und ja. Reisen ist grad nicht so möglich, wie wir das kennen. Zumindest jetzt in diesem Moment nicht. Ich habe aber eine Reisemöglichkeit gefunden, die mich in den letzten Wochen sehr glücklich gemacht hat: Die Zeitreise in meine eigene Kindheit.
Wie ich das mache? Ganz einfach: Ich erinnere mich an die schönen Dinge in meiner Kindheit und versuche sie zu rekonstruieren. Das mache ich meist unbewusst, denn ich bin draufgekommen, dass das beste und direkteste Ticket in die Kindheit meine Sinne sind. Also in meinem Fall im Moment besonders mein Geruchs- und mein Tastsinn. Es ist also eher umgekehrt, dass ich etwas empfinde und es dann in Gedanken fasse. Hier meine kleine, ausgewählte Sammlung:
Es gibt im Keller einen Kasten, der riecht für mich nach Kindheit. Wenn ich ihn öffne, strömt nicht nur der süßlich-leichte Duft von Kerzenwachs, alten Bildern und Waschmittel meiner Oma heraus – vielmehr sehe ich mich als Kind vorm inneren Auge dort im Keller herumkramen, an heißen Sommertagen nach „Saftpackerl“ zu suchen und damit dann schnell wieder raus in die Sonne auf der Mauer sitzend die Erfrischung mit dem viel zu kleinen Strohhalm zu schlürfen.
Keller haben grundsätzlich diesen Kindheitsreiseeffekt für mich – besonders an heißen Sommertagen riecht es im Keller für mich nicht (nur) nach feuchten Wänden, dem kühlen Boden oder den gelagerten hunderttausend anderen Sachen – nein, es riecht nach den Mini-Magnums, die wir dort in der Gefriertruhe (! Truhe!) hatten und die an Sommertagen eines unserer Grundnahrungsmittel darstellten.
Weiter gehts auch in diesem Szenario, wenn ich barfuß bin – denn dann spüre ich den kalten Beton des Kellers, beim Hinausgehen das kratzige Gitter, das die Garage vom Parkplatz trennt und draußen die von den Sommersonne aufgewärmten Steinplatten, die immer noch an der gleichen Stelle wackeln, an der sie es immer getan haben. Wenn ich im Garten bin und das leicht nasse Gras unter meinen Füßen spüre, mit den abgekühlten Zehen dann über den warmen Parkplatz zur viel zu heißen Straße gehe, kommen sofort wieder die Bilder und Gefühle der ewig lange scheinenden Sommerferien als Kind in meinen Sinn. Das Rollerfahren und dabei immer wieder die Zehen am gleichen Fleck aufschlagen, das Sitzen am warmen Asphalt und dabei Straßenmalkreiden malen. Das unbeschwerte, warme, fröhliche Gefühl vom alle Zeit der Welt haben. Wie sehr ich es genieße, dorthin zu reisen!
Ein Kindheitsreisemoment ist auch, wenn ich bei leichtem Regen im aufgewärmten Pool schwimme – mein Körper eingehüllt vom warmen Nass, mein Kopf draußen und von leichten Regentröpfchen abgekühlt. Wenn ich dann meine Taucherinnenbrille ins kleine Häuschen zurückbringe und den Duft dort schnuppere, katapultiert es mich in Sekundenschnelle zur Sommerhütte meiner Nachbarn, in der wir uns als Kinder immer umgezogen, unsere nach Plastik riechenden Luftmatratzen und die bereits hundertfach verwendeten nassen Handtücher gelagert haben.
Ich werde auch weiterhin an diesen warmen sommerlichen Tagen einige Tickets in meine eigene Vergangenheit lösen – denn ich liebe den Gedanken daran, dass ich zumindest für einige wenige Sekunden wieder dorthin reisen kann. Ich hatte eine wahrhaft schöne, erfüllte und unbeschwerte Kindheit. Und dahin reise ich immer wieder gerne zurück…
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