Wieder ein Jahr vorbei. Ein komisches, außergewöhnliches, kurz- und langweiliges Jahr. Wieder ein Jahr vorbei, wieder ein Jahr älter. Und so, wie jeden Tag ein Jahr vorbei ist im Vergleich zu diesem Tag im letzten Jahr (denkt mal drüber nach!), so sind Geburtstage ganz besonders besonders, weil ich da immer so genau dran denke, was denn in diesem Jahr passiert ist.
Es ist vieles passiert. Und es fühlt sich oft wenig an. Die Zeit ist ganz komisch vergangen, vom letzten November bis zum heurigen. Ganz viel ist passiert, in der Welt und in mir. Ganz viel hat sich geändert, ganz viel wird sich auch von diesem November bis zum nächsten wieder ändern.
Und ganz viel hab ich lernen dürfen.
Dass Veränderung die einzige, aber wirklich einzige!, Konstante ist. Alles ist im Fluss und wir steigen nie ins gleiche Wasser. Die Veränderung ist unsere Begleiterin, unsere Beschützerin, unsere das-Leben-schöner-Macherin. Das hab ich gelernt, zum Beispiel.
Dass Pflanzen wunderbare Anti-Stress und Pro-Achtsamkeitsexperten sind, das hab ich auch in diesem Jahr gelernt. Dass es stolz und froh und entspannt machen kann, den Pflänzlein beim Wachsen zuzuschauen.
Dass ich Fragezeichen machen kann, hinter alles. Und dass ich sie machen soll, diese Fragezeichen, wenn etwas zu sicher scheint. Denn dann, ja dann besonders, braucht dieses Etwas (diese Ansicht, diese Einstellung, diese verstaubte Meinung,…) wohl eine kleine Überarbeitung.
Dass nichts, aber schon gar nichts, selbstverständlich ist. Nein, nicht mal Atmen. Dass ich mich wirklich wirklich glücklich schätze kann, wenn es mir einigermaßen gut geht. Wenn ich einigermaßen gesund und meistens glücklich bin. Wenn ich immer irgendjemanden zum Reden und Sein habe, wenn ich meine Entscheidungen in Freiheit treffen kann. Dass ich mir dessen wirklich bewusst bin, dass nichts selbstverständlich ist, auch das habe ich immer wieder gelernt. Und leider bin ich auch von außen daran erinnert worden. Denn es sind Dinge passiert, die mich traurig, wütend, verängstigt und unsicher gemacht haben. Und es ist nicht selbstverständlich, dass ich immer wieder zu meiner zufriedenen Mitte zurückkomme. Nichts. Aber schon gar nichts ist selbstverständlich. Nicht mal riechen. Oder schmecken. Oder leben. Das habe ich in diesem Jahr besonders gelernt.
Ich habe gelernt und bin daran erinnert worden, wie sehr ich es liebe, die Welt zu sehen. Ich mache das mittlerweile seit 8 Jahren – verbringe jeden zweiten Geburtstag in einem anderen Land (oder Kontinent!), reise auch dazwischen oft und merke in diesem Jahr, dass ich – obwohl es wieder so ein zweites Jahr ist – auch liebend gerne daheim bin.
Ich habe gelernt, dass ich genau weiß, was mich glücklich macht. Und zwar mit sofortiger Wirkung. Ich habe gelernt, dass es wichtig wichtig wichtig ist, diese Dinge zu tun! Ich habe gelernt, dass ich ohne die Dinge, die mich von Herzen erfreuen, mich zum Lachen und Freudentränenweinen bringen, nicht leben möchte. Und ich habe gelernt, dass es gar nicht so normal ist, das Leben so selbstbestimmt und frei und wild und bewusst unkonventionell und gesund und meinem eigenen Rhythmus folgend zu leben.
Ich habe außerdem gelernt, was es heißt, privilegiert zu sein. Ich habe gelernt, was Frau-sein für mich bedeutet, was ich in der Welt unter anderem bewirken möchte und ich habe gelernt, dass Menschen auf mich hören. Dass das Macht ist, die ich sinnvoll nutzen muss, auch das habe ich gelernt.
Ich habe gelernt, dass Schreiben – in all den möglichen Facetten – meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft ist. Dass es mich zutiefst berührt und dass meine Texte andere zutiefst berühren.
Ich habe gelernt, dass ich vieles schon lange weiß und trotzdem immer wieder dran erinnert werden muss.
Und dass es ok ist. Alles.
Auch das habe ich gelernt.
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